Grußwort des Landrats Günter Vallentin
Liebe Ehrenamtliche, liebe Gäste,
mir fällt die schöne und zugleich ehrenvolle Aufgabe zu, Sie als Landrat zur heutigen Bürgerpreisverleihung herzlich willkommen zu heißen und das Festprogramm mit ein paar eigenen Worten zu eröffnen. Ich möchte dabei einen Ausspruch von Christa Meves, einer Schriftstellerin aus Schleswig-Holstein, an den Anfang meines Grußworts stellen. Er lautet: Alle Kultur beginnt mit Dankbarkeit. Ich kann dieser Aussage gut folgen: Wenn Dankbarkeit aus den Herzen der Menschen hervorgeht, bildet sich unwillkürlich eine Atmosphäre, in der Größeres wachsen kann. Eine Atmosphäre, in der eine förderliche Kultur des Miteinanders entsteht. Ich beobachte sehr aufmerksam, wie sich in unserem Landkreis diese Kultur der Dankbarkeit immer mehr ausbreitet. Es fällt auf, dass inzwischen viele Gemeinden und Institutionen Dankesveranstaltungen für ihre Ehrenamtliche organisieren. Das erfüllt mich mit Freude und Stolz, denn die Förderung dieses gemeinnützigen Wirkens ist mir ein persönliches Anliegen und gehört letztlich auch zu den drei wichtigsten Zukunftszielen des Landkreises. Dankbarkeit beginnt dort, wo wir an unsere eigenen Grenzen stoßen. Dort, wo wir erkennen müssen, dass es allein nicht zu schaffen ist und wir auf die Hilfe anderer angewiesen sind. Dieses Eingeständnis der Hilfsbedürftigkeit fällt oft im privaten Bereich schon schwer genug. Noch schwieriger wird es im beruflichen Umfeld und erst recht, wenn sich eine Verwaltung an ihre Bürger wenden muss. Ich weiß, wovon ich spreche. Vor fünf Jahren habe ich öffentlich erklären müssen, dass der Landkreis für seine Zukunftsentwicklung die Unterstützung seiner Einwohner braucht. Der Staat mit seinen Verwaltungen kann ordnende Dinge regeln; er kann auch für die Grundversorgung Verantwortung tragen – für eine Kultur des Miteinanders aber bedarf es weitaus mehr. Es bedarf der gegenseitige Fürsorge der Menschen untereinander. Dass dazu auch in der Oberlausitz eine hohe Bereitschaft existiert, zeigt allein schon die große Zahl an Vereinen. Über 1.000 eingetragene Vereine gibt es in unserem Landkreis; hinzu kommen die vielen kleinen Gruppen und Privatinitiativen. Und es werden immer mehr. Allein im letzten Jahr verzeichneten die beiden Amtsgerichte Zittau und Löbau über zehn neue Vereinsanmeldungen. Was mich immer wieder an der Arbeit der Ehrenamtlichen begeistert, ist ihre Uneigennützigkeit. Menschen im Ehrenamt fragen nicht nach einer Gegenleistung. Sie sind weder auf eine Entlohnung noch auf eigene Ehrung aus. Sie tun ihr Ehrenamt, weil es so in ihr Herz eingegeben ist. Weil sie nicht anders können. Sie müssen das, was sie im Überfluss haben, auch wieder weiterschenken. Und so verwundert es auch nicht, dass selbst in finanziell schwierigen Momenten nicht alles zusammenbricht. Gerade Menschen im Ehrenamt beweisen immer wieder Beharrlichkeit und Kreativität bei ihrer Arbeit. Man könnte auch sagen: Die Lücke, die das fehlende Geld reißt, füllt meistens ein Mehr an menschlicher Zuwendung wieder auf. Diese Gabe der Ehrenamtlichen hat die Bürgerstiftung in diesem Jahr aufgegriffen. „Viel bewegen mit wenig Geld“ – so lautet das von ihr herausgegebene Motto für die Ehrung mit dem Bürgerpreis und auch für die Vergabe des mit 5.000 Euro dotierten Förderpreises. Die Bürgerpreisverleihung ist dabei ein großes Fest der Dankbarkeit. Freuen Sie sich darauf, sieben Menschen kennen zu lernen, die sich diesen Dank für ihre ehrenamtliche Arbeit mehr als verdient haben. Diese sieben Personen sind etwas Besonderes. Zugleich präsentieren sie aber auch die große Schar der guten Geister des Ehrenamts in unserem Landkreis. Ich will an dieser Stelle die Gelegenheit nutzen, all den tüchtigen Freiwilligen und Ehrenamtlichen meinen Dank auszusprechen. Es ist mir bewusst, dass der Landkreis diese ehrenamtliche Tätigkeit auch weiter unterstützen muss. Bei allen anstehenden organisatorischen Fragen der Kreisreform darf dieses Anliegen nicht untergehen. „Viel bewegen für wenig Geld“ – dieses Motto wird uns wohl auch als Verwaltung begleiten. Das Ehrenamt beweist uns, das es nicht unmöglich ist. Ich bin mir auch sicher, dass wir Vieles noch verbessern können. Ich höre immer wieder die Bitte um mehr Kontinuität bei der Vergabe von Zuschüssen, damit die Vereine nicht immer nur von Jahr zu Jahr agieren, sondern langfristiger planen können. Und sicher braucht es auch noch mehr Aufmerksamkeit, was Vereinen und anderen Trägern zugemutet werden kann. Ich wünschte mir hier in allen Bereichen eben diese Kultur der Dankbarkeit und des vertrauensvollen Miteinanders, von dem ich sprach. Das Wort Danken ist sprachlich verwandt mit dem Begriff Denken. Wer nachdenkt, wird unweigerlich auf Dankenswertes stoßen. Und so wünsche ich uns einen schönen, einen anregenden Abend, der uns vor allem mit großer Dankbarkeit erfüllt, wie sich Menschen für das gemeinsame Wohl einsetzen. Und ich wünsche uns, dass wir diese Dankbarkeit mit in den Alltag tragen und damit mehr Freude im Miteinander finden können. Alle Kultur beginnt mit Dankbarkeit, so sagte es Christa Meves. Lassen Sie uns mit der heutigen Bürgerpreisverleihung dazu ein wichtiges Zeichen setzen.